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Wann wird jemand Mitglied eines Verbands? Wenn es SINN für ihn macht!

04.04.2019


Die Erfolgsreise eines Verbands hängt von zwei Hauptfaktoren ab: die Rekrutierung neuer Mitglieder und die Bindung der bestehenden Mitglieder. Welche treibende Kraft hat das Thema SINN bei diesen Hauptfaktoren? Welche Auswirkungen hat SINN auf die Entscheidung der Mitglieder? Auf welche Strategien können Vorstand und Geschäftsführer eines Verbands setzen?

Ein Einblick der GSA-Mitgründerin Claudia Haider in die Erfolgsgesetze eines Verbands anhand der German Speakers Association e.V. (GSA), dem heute größten Berufsverband für alle deutschsprachigen Redner, Trainer und Coaches.

Zunächst kurz zur Geschichte der German Speakers Association:
Die Idee für die GSA wurde – wie kann es bei Tour Guide for Life Claudia Haider anders sein – auf einer Reise gesetzt. 2005 besuchten Claudia und Siegfried Haider den Meister der Verhandlungsführung, Roger Dawson, in Kalifornien. Roger wurde bereits 1991 in die ehrwürdige Hall of Fame der National Speakers Association gewählt, von der die Haiders hier das erste Mal hörten. Es folgte eine Lobeshymne auf diesen Verband, der das Who-is-who der Speaker-Branche der USA zu bieten hat und der alljährlich mit seiner NSA Convention neue Maßstäbe in der Vernetzung und Fortbildung ihrer Mitglieder setzte. Wer auf der Suche nach erstklassigen Speakern ist, hat hier sein „place to be“. Sechs Wochen später nahmen Claudia und Siegfried Haider an der NSA Convention 2005 in Atlanta teil – als Exoten aus Deutschland.

Die Haiders kannten sich in der deutschen Weiterbildungsszene bis dato sehr gut aus. Als Seminarveranstalter birkenbihl-media – später add! Brain knüpften sie bereits seit 1998 Kontakte zu den Top-Referenten der DACH-Region. Die NSA Convention in Atlanta begeisterte die Haiders vor allem durch zwei Dinge: dieses kollegiale Miteinander mit hoher Wertschätzung und das großzügige Austauschen von Erfahrungen, Ideen und Tools. Erst dort erfuhren sie vom internationalen Dachverband Global Speakers Federation, in dem heute 12 Member Associations weltweit vereinigt sind. 2005 gab es in Europa nur die Professional Speakers Association in England. Plötzlich wurden die Haiders als „the founders of the German Speakers Association“ gehandelt, aber sie selbst waren sich da noch nicht so sicher.

Wieder zuhause wurden die Fühler ausgestreckt. Für die Gründung eines Verbands sind mindestens 7 Gründungsmitglieder nötig. Und macht der Verband überhaupt Sinn? Zahlreiche Telefonate mit prominenten Speakern später war klar: es soll losgehen, sie wären dabei. Für sie alle macht dieser Verband durchaus Sinn – aus verschiedenen Gründen. Zum einen fanden sie den Blick über den deutschen Tellerrand spannend. Eine globale Verbindung mit Speakern aus aller Welt - das gab es in Deutschland noch nicht. Zum anderen fanden sie den nationalen Zusammenschluss von professionellen Rednern gut – als Netzwerk, als Plattform und als „Heimat“. Denn die meisten Speaker sind Einzelkämpfer und stoßen nicht immer auf Verständnis der Umgebung, was sie denn da tun und wie man davon leben kann.

Im September 2005 wurde in einer feierlichen Gründungsversammlung im schönen Münchner Rathaus die German Speakers Assocation e.V. gegründet.

2013 zählte der Verband bereits 800 Mitglieder – pro Jahr stieg die Zahl der Mitglieder um 100. Das geht nur, wenn der Verband SINN macht. Aber wann macht denn ein Verein, ein Verband SINN? Was sind die Gründe, warum man Mitglied eines Vereins wird – damals wie heute?

Mit dem 4-Säulen-Modell der SINNfrage sehen wir uns die Aspekte einer Mitgliedschaft in einem Verband einmal genauer an.

S – SelbstBEWUSSTsein


Die Mitgliedschaft in einem Verein/Verband ist nicht Jedermanns Sache. Wer seine Persönlichkeit kennt, weiß, ob er in Austausch mit anderen gehen möchte oder nicht. Es gab einige Top-Speaker, die offen sagten, dass sie kein Vereinsmensch sind. Manche waren auch in anderen Verbänden und waren von der klassischen „Vereinsmeierei“ anderer Verbände genervt, wenn es nur noch um politisches Hin und Her ging. Der Verband muss in seinen Zielen und Werte, aber auch in seinen Aktionen und seinem Niveau zur Persönlichkeit des potentiellen Mitglieds passen. Die GSA legte von Anfang an großen Wert auf qualitativ hochwertige Veranstaltungen, an denen nicht nur sich gegenseitig auf die Schulter geklopft, sondern wirklich etwas dazugelernt wurde. Die Hilfe des internationalen Dachverbands mit Hall of Fame-Rednern aus aller Welt war dabei unglaublich förderlich. Wichtig für die Akquise eines Vereins/Verbands ist es also zu eruieren, welche Persönlichkeitsmerkmale sie bei neuen Mitgliedern ansprechen möchten.

I – Innerer Frieden


Dieser Aspekt zielt auf den Ruf des Verbands nach außen hin ab. Bin ich mit der Mitgliedschaft in diesem Verband mit mir im Reinen? Oder gibt es da Störfaktoren, die meine innere Stimme immer wieder rebellieren lässt? Bin ich stolz darauf, in diesem Verband Mitglied zu sein? Oder muss ich mich vor anderen rechtfertigen, dass ich hier Mitglied bin? Jeder Verein, jeder Verband tut gut daran, seinen guten Ruf aufrechtzuhalten. Wie aktiv ist der Verein nach außen? Was macht die Pressearbeit? Gelangen Querelen nach außen? Wird der Mitgliederservice groß geschrieben? Wie sieht die Mitgliederwerbung aus? Jeder Verein ist nur so gut wie seine Mitglieder. Gute und bekannte Mitglieder ziehen neue gute und bekannte Mitglieder an. Nach dem Motto: „Wenn der dabei ist, muss ich da auch dabei sein“. Diese Sogwirkung gilt es als Verband zu verstärken und zu unterstützen. Es gibt keine bessere Werbung als gute Mund-zu-Mund-Propaganda. Erzählt ein Speaker in seinem Umfeld begeistert von der letzten GSA Convention, setzt er Impulse für neue Mitglieder und neue Teilnehmer.

N – Nutzen


„What is in it for me“? Natürlich stellt sich diese Frage jeder, der überlegt, einem Verein/Verband beizutreten und dafür ja auch den entsprechenden Mitgliedsbeitrag zu entrichten. Eine Mitgliederumfrage lieferte der GSA spannende Ergebnisse. Die Nutzenauflistung der GSA ist lang:

· Fortbildungsangebote (GSA-Convention, GSA-Veranstaltungen, GSA Akademie, Mentorenprogramm, PEGs etc.)

· Vorzugspreise bei GSA-Veranstaltungen und Conventions der internationalen GSF-Sektionen

· Auftrittsmöglichkeiten (GSA-Veranstaltungen, Messen, Partnerveranstaltungen)

· Publikationsmöglichkeiten (Co-Autorenschaft Bücher, Newsletter, professionelle Video-Mitschnitte)

· Profilierung und Sichtbarkeit durch Übernahme von Aufgaben

· Ausfall-Absicherung durch das Projekt “Speaker in Not”

· Unfallversicherung für Professional Member

· Anrufung der Ethikkommission zur Klärung von Wettbewerbskonflikten

· Abonnement Fachmagazin “managerSeminare”

· Sichtbarkeit durch das Rednerverzeichnis Who We Are (Print / Online)

· aktive und passive Informationsangebote (Homepage, Newsletter, Newsflash)

· Organisations- und Marketingunterstützung für Chapter und Regionalgruppen

· Austausch in Social-Media-Foren, GSA-TV

· MemberCard-Punktesystem

· Kontakt / Austausch zu NSA und GSF

· Nutzung internationaler Zertifizierungsangebote

· Sonderkonditionen über akkreditierte Kooperationspartner

(Quelle: www.germanspeakers.org)

Die Umfrage ergab, dass für die meisten „Austausch“ und „Weiterbildung“ die Hauptgründe der Mitgliedschaft sind. Für manche war aber auch einfach die Nutzung des Logos der alleinige Grund für die Mitgliedschaft. Für die Fokussierung der Arbeit von Vorstand und Geschäftsstelle sind regelmäßige Umfragen wichtig.

A und O des Nutzenaspekts ist die richtige Kommunikation. Man kann als Verein/Verband noch so tolle Vorteile bieten – wenn es da draußen keiner weiß, helfen sie nichts. Regelmäßige Aktualitäts-Checks und Mitgliederbefragungen loten aus, ob bei den Vereinsaktivitäten die richtigen Schwerpunkte gelegt werden. Eine Übersicht über alle Nutzenaspekte sollte es sowohl online als auch offline mit jeder Bestätigung eines Neumitglieds geben. Können die Nutzenaspekte sogar in Euro-Beträgen ausgedrückt werden? Dann wirkt ein Sheet mit dem Mitgliedsbeitrag auf der einen und dem Wert der gebotenen Leistungen auf der anderen Seite vielleicht sehr überzeugend.

N – Neues


Ein Verein/Verband hat die Pflicht, in seiner Branche Vorreiter zu sein. Neue Entwicklungen, neue Trends, aktuelle Herausforderungen in seinem Fachgebiet muss der Verein/Verband kennen. Presse und Mitglieder sollen sich an den Verband wenden können, um Handlungsempfehlungen zu erhalten. Lobbyarbeit, Branchenethik und PR zeigen, was dem Verband zu aktuellen Themen wichtig ist. Der Blick über den deutschen Tellerrand hinaus hilft, Strömungen vorauszusagen. Schon 2006 verbreitete die GSA nach dem Hinweis eines Mitglieds, dass eine Plattform namens Twitter schon bald über den großen Teich schwappen würde. Man solle sich doch schon mal seinen Twitter-Account mit dem eigenen Namen sichern. Wer hätte gedacht, dass das mal das Kommunikationsmittel #1 der amerikanischen Politik werden würde…
Ein Verein/Verband muss auch immer mit der Zeit gehen. Es wird immer Schwankungen in der Mitgliederschaft geben. Wie ticken die „neuen“? Was muss adaptiert werden? Neue Veranstaltungsformate, neue Kommunikationskanäle – ein Verein/Verband muss sich anpassen. Und darf doch seine ureigene Intention, seine Identität nicht verlieren. Denn sonst droht vielleicht ein Abwandern langjähriger bestehender Mitglieder, die sich nicht mehr zuhause fühlen. Keine einfache Gradwanderung.

Die Abenteuerreise der German Speakers Association wird auch in den nächsten Jahren spannend weitergehen, mit neuen Projekten, neuen Formaten, neuem Präsidenten und neuen Mitgliedern. Und wenn die GSA in ein paar Jahren 20jähriges Bestehen feiert, sagt sie hoffentlich im Rückblick: „Es war alles gut so. Es hatte alles seinen Sinn!“. Das wünschen ihr die beiden Gründer Claudia und Siegfried Haider!

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Claudia Haider war von 2005 bis 2013 Geschäftsführerin der German Speakers Association. Ihr wurde 2010 vom internationalen Dachverband Global Speakers Federation in Orlando der „Presidential Award For Service“ verliehen. Ebenfalls 2010 erhielt sie in Anerkennung für besondere Verdienste um den Verein und dessen Zwecke und Ziele die GSA-Ehrenmitgliedschaft.
2013 wurde sie in Vancouver mit dem „Beverly Babb Award For Extraordinary Service“ für ihre Verdienste um die Branche und die weltweite Vernetzung geehrt. Mit viel Spaß, Herzlichkeit und Leidenschaft führte sie das GSA-Team zu großen Erfolgen und hochgelobten, weltweit geschätzten Veranstaltungen.

Heute ist Claudia Haider Inhaberin der Referentenagentur experts4events und vermittelt und coacht Speaker national und international. Bei der GSA ist sie weiterhin ehrenamtlich als Mentorin und als Dozentin zum Thema Positionierung bei der GSA Akademie „Professional Speaker GSA“ tätig.

In Vorträgen, Seminaren und Beratungen unterstützt Claudia Haider Unternehmen und Verbände beim erfolgreichen Aufbau und einer SINNvollen Weiterentwicklung.