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Ubuntu - Lessons learned in Südafrika: Schönheit, Chaos und Ungleichheit im Regenbogen-Land

12.12.2018


Ubuntu - Das bedeutet in Afrika "Ich bin, weil Du bist - und Du bist, weil ich bin". Von diesem friedlichen Wir-Gefühl ist in Südafrika wenig zu spüren. In der Geschichte Südafrikas Sinn zu suchen und zu erklären, fällt schwer. 2018 jährt sich der 100. Geburtstag von Nelson Mandela. Er hat so viel bewirkt - und doch herrscht in diesem wunderschönen Land so viel Ungerechtigkeit, Hass und Chaos. Die Regierung glänzt durch Misswirtschaft und Korruption. Stundenweise Stromabstellen von privaten Haushalten, aber auch in unserer Lodge, ist von oberster Stelle angeordnet und nennt sich verharmlosend "Load shedding". Das Land ist zerrissen zwischen Weiß und Schwarz – mit Indern dazwischen. Dass die 9% Weißen nach wie vor über 70% des Landes besitzen, macht den Konflikt nur größer. Derzeit wird über Enteignung nachgedacht – was aus Sicht der Schwarzen verständlich ist, aber das Land nur noch in weiteres Chaos stürzt.

     

Wir waren drei Tage in der herrlichen Hanglip Mountain Lodge im Entabeni Nature Reserve – mitten im Busch. Das Land verzaubert mit so viel Schönheit, mit den Big Five, mit dieser einzigartigen Tierwelt. Die Big Five – das sind Elefant, Löwe, Nashorn, Büffel und Leopard. Wir haben gelernt, dass es nicht auf die Körpergröße ankommt – sonst wären Giraffe, Nilpferd etc. auch dabei. Nein, es geht um die fünf zu Fuß am schwierigsten zu jagenden Tiere. Übrigens gibt es auch die Ugly Five – da sind Gnu und Warzenschwein ganz vorne dabei…J

    

   

   

Um die Big Five geht es auch in John Strelecky’s Buch „The Big Five for Life – Was wirklich zählt im Leben“. Davon inspiriert hielt ich in unserer Lodge auch meinen Vortrag „Auf der Suche nach dem Sinn – Die vier Säulen einer erfüllten Lebensreise“. Wenn man so weit weg ist vom Alltag, endlich mal raus ist aus dem Hamsterrad, ist ein Blick zurück so wertvoll. Wo stehe ich, wo will ich hin? Wir haben einen Blick auf unsere persönlichen Lebensreisen geworfen, auf unsere Routenverläufe. Meine Zuhörer waren zwischen 28 und 73 Jahre alt. Jeder steht da an einem anderen Abschnitt seines Lebens. Warum gab es die eine oder andere Routenänderung? Jeder machte sich so seine eigenen Gedanken. Der dänische Philosoph Sören Kierkegaard sagt so schön: „Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden“.

   

Beim anschließenden Boma-Dinner am Feuer unter dem südafrikanischen Himmel wurde noch lange diskutiert…

Zwei weitere Nächte verbrachten wir im imposanten The Palazzo Montecasino in Sandton bei Johannesburg – eine gänzlich andere Welt und bei all der Gegensätze und Unruhen im Land etwas seltsam. Man konnte sich vorstellen, wie hier der weiße Privilegierte abstieg und seinen Tee einnahm. Das Casino daneben erinnerte ans Bellagio in Las Vegas – mit italienischem Flair und künstlichem Himmel...

    

Ein so schönes Land, dessen Geschichte noch so viel aufzuarbeiten hat... Sowohl für die schwarze als auch für die weiße Bevölkerung gibt es sicher noch über viele Generationen die große Aufgabe, Frieden, Gleichberechtigung und Liebe in dieses schöne Land zu bringen. Möge es ihnen gelingen.